Porträt: Traditionslok 50 3708-0

Vom Bau bis zur Rekonstruktion

Das Licht der Schienenwelt erblickte die 50 3708 unter der Nummer 50 1309 in den Werkhallen der bekannten Lokomotivbaufirma „Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwartzkopff" (kurz BMAG genannt) in Wildau unter der Fabriknummer 11603.

Obwohl sie bereits im 2. Kriegsjahr gefertigt wurde, war sie von kriegsbedingten Vereinfachungen verschont geblieben. Sie war noch eine "echte" 50 mit großen Wagner-Windleitblechen, Speisedom, kompletter Umlaufschürze und richtigen Schildern.

Am 15.05.1941 wurde sie an die Deutsche Reichsbahn geliefert.

Der Kaufpreis für Lokomotive und Tender betrug 164 980,- RM, das war im Kauf-vertrag 03.419/63 176 vereinbart wurden.
Bereits zwei Tage später, am 17.05.1941 wurde sie abgenommen und gemeinsam mit ihren Schwestern 50 1302, 1303, 1304, 1305, 1306, 1307 und 1308 fabrikneu dem BW Uelzen zugeteilt.

Die RBD Hannover hatte wichtige Transportaufgaben auf der Generalstrecke Ruhr-Berlin, so erhielt sie relativ viele neue Loks der BR50.

Auslieferung:
15.05.1941

Über Laufleistungen und Kohleverbrauch liegen uns aus den ersten vier Betriebsjahren keine Unterlagen vor, der Betriebsbogen beginnt erst am 01.01.1945.
Die Loks der Baureihe 50 wurden im "Totalen Krieg" arg gefordert. Das BW Seelze, ab 12.07.1942 Heimat der Lok, setzte allein zwischen 1943 und 1944 31 Maschinen im Plandienst ein, Zahlen, die heute kaum vorstellbar sind.

Betriebsbogen
beginnt am:
01.01.1945

Am 06.03.1945 wurde die Lok dem BW Magdeburg Rothensee zugeteilt.

Hier sollte sie auch den Zusammenbruch des Nazi-Regimes erleben.

So stand die Lokomotive sechs Monate im Jahre 1945 kalt abgestellt.

Eine Laufleistung von 1053 km an zwölf Betriebstagen im Juli 1945 war schon der Höchstwert. Auch 1946 sollte es nicht anders sein.
In der ersten Jahreshälfte stand sie wieder auf "R". Der Juli sollte ihr eine Laufleistung von 2.549 km an 28 Betriebstagen bringen.

Zwischen 1945 und 1955 besuchte sie das RAW Stendal, das die Unterhaltung der Lokomotiven der Baureihen 50 und 52 jetzt schwerpunktmäßig durchführte.

06.03.1945 Bw Magdeburg-Rothensee

Ab dem 28.02.1955 wurde die Maschine dem Bw Oebisfelde zugeordnet. Im Jahre 1956 war sie sechs Monate abgestellt, im Januar 1957 ebenfalls als Reservelok kalt. Die erbrachte Laufleistung im Juli 1957 von 6.999 km an 29 Betriebstagen kann sich dagegen sehen lassen.

28.02.1955 BW Oebisfelde

Nach drei Jahren Einsatz in Oebisfelde ging die Lok am 22.03.1958 wieder an das Bw Rothensee. Hier lief sie im Juli wieder stattliche 6.096 km an 29 Betriebstagen.

22.03.1958 Bw Rothensee

Am 20.08.1958 wurde die 50 1309 dem Bw Halberstadt zugewiesen, in dem etwa 30 Maschinen der BR50 konzentriert waren. Sie bildeten das Rückgrat des Zugdienstes.

Doch die 50 1309 führte auch hier das Dasein einer Reservelok.

Von Mai bis August 1959 war wieder kein Feuer auf dem Rost.

20.08.1958 BW Halberstadt

Das sollte sich jedoch ändern, als sie am 18.08.1959 dem Bw Aschersleben zugeteilt wurde.

Im Dezember erbrachte sie wieder 6.824 km an 29 Betriebstagen.

18.08.1959 Bw Ascherleben

Am 25.10.1961 ging es wieder einer neuen Heimat entgegen - Brandenburg.

Es sollte das letzte Zuhause vor der Rekonstruktion sein. Hier in der Mark Brandenburg erbrachte sie ihre absoluten monatlichen Höchstleistungen

März 1962: 8.334 km an 29 Betriebstagen

April 1962: 8.452 km an 29 Betriebstagen

Lediglich im August 1962 wurde sie kalt abgestellt.

25.10.1961 Brandenburg

Kein Wunder, denn am 06.08.1962 wurde sie zur Rekonstruktion ins RAW Stendal gebracht.

06.08.1962 Rekostruktion RAW Stendal

Der Einsatz nach der Rekonstruktion

Nach einer Laufleistung von 1.151.686 km wurde die 50 1309 dem RAW Stendal zugeführt. Hier wurde sie vom 06.08. bis 18.09.1962 als letzte Lokomotive der Baureihe 50 rekonstruiert.

Dies war notwendig geworden, da der Kessel aus St47K die typischen Alterserscheinungen zeigte.

06.08.1962 Rekostruktion RAW Stendal

Nach diesem Umbau erhielt sie die neue Nummer "50 370" und wurde am 19.09.1962 sie im Bw Halberstadt in Dienst gestellt.

Dort hatten schon 29 Schwestermaschinen die Altbaumaschinen abgelöst und trugen nun die Hauptlast der Zugförderung. Die 50.35 war die hier am zahlenmäßig stärksten vertretene Baureihe. Übrigens waren alle Reko 50 Erstzuteilungen, mit der 50 3554 begann deren Ära in Halberstadt.
Die 50 3708 war dem Dienstplan 4 zugeteilt worden. Die Maschinen dieses Planes befuhren so ziemlich alle von Halberstadt ausgehenden Strecken. Personenzüge nach Derenburg oder Magdeburg gehörten zum täglichen Brot wie schwerste Züge nach Merseburg oder Calbe oder Nahgüterzüge auf der "Quecke" (Strecke Quedlinburg - Thale - Bodetal).
Die Lok hat dabei ihre "Schwarzen" nie enttäuscht.

Die Laufleistung im Oktober 1962 betrug 7886 km an 27 Einsatztagen.

19.09.1962 Bw Halberstadt

Der Januar 1964 mit 8000 km an 30 Tagen ist für eine Reko 50 ein Spitzenwert, denn im allgemeinen lag die Laufleistung einer Rekolok unter ihren Werten vor der Rekonstruktion. Ein absoluter Spitzenwert wurde im Juli 1965 an 28 Tagen mit 8513 km erbracht.
Zwischen 1962 und 1969 besuchte die 50 3708 lediglich viermal das RAW Stendal, wobei während der L4 im Jahre 1968 ein neuer Rahmen (ausgemusterten 50 265) eingebaut wurde, da der alte gebrochen war.

Im Mai 1969 brachte es die Lok wieder auf stolze 7.282 km bei 28 Einsatztagen. Ab September 1970 war sie dann als Reservelok kalt abgestellt und wurde bei Bedarf angeheizt, im Jahre 1973 diente sie von April bis Mai als Heizlok.

Juli 1965: 8513 km in 28 Tagen

Am 01.06.1973 verließ die 50 3708 dann das Bw Halberstadt. Neue Heimat wurde Wismar. Aber auch hier waren ihr nur wenige Einsätze vergönnt, bis November diente sie ebenfalls als Heizlok. Das kurze Zwischenspiel in der Rbd Schwerin endete am 13.12.1973.

01.06.1973 Wismar

Jetzt wurde sie in den Listen des Bw Magdeburg geführt. Viel zu tun für unsere 50 3708 gab es hier auch nicht, denn in den Monaten März und Mai war sie kalt.
Mit dem 01.06.1974 wurde sie dem Bw Stendal zugeteilt, ohne dass man dort Verwendung für sie hatte. Sie erreichte Stendal kalt und blieb es bis September auch. Erst jetzt gelangte sie kurzfristig zu Planehren, was im Oktober schon wieder vorbei war: Zwei Monate Zwangspause wurden ihr verordnet.
Der Traktionswechsel machte sich schon deutlich bemerkbar. Waren 1974 noch alle kohlegefeuerten Reko 50 in der Rbd Magdeburg zu Hause, so gingen jetzt die ersten Rekos in die Rbd Dresden ab.
Von April bis August 1975 war die Lok wieder kalt. Ende August 1975, am 22.08.1975, kam die Lokomotive nach Magdeburg zurück. Den Ruf einer Reservelok sollte sie nicht verlieren. War sie 1976 acht Monate im Einsatz, waren es im Jahre 1977 ganze vier Wochen (!).
Von effektiver Fahrzeugausnutzung kann da keine Rede sein.

13.12.1973 Bw Magdeburg

Am 22.04.1978 war die 50 3708 wieder im Bw Halberstadt. Zu dieser Zeit war das Bw Halberstadt die Hochburg der 50.35 in der Rbd Magdeburg. Bestandsmäßig und von den Einsätzen her konnte ihm nur das Bw Karl-Marx-Stadt (heutiges Chemnitz) das Wasser reichen. Hier in der alten Heimat wurde sie als Planlok wieder voll gefordert. Laufleistungen von 6.387 km im Oktober 1978 oder 6.930 km im August 1979 waren keine Seltenheit.
Im Vorharz waren die 50.35 noch immer "Mädchen für Alle".

Schwere Kohlezüge in Doppeltraktion oder D-Züge zwischen Wernigerode und Halberstadt waren ihre tägliche Arbeit.

Die monatlichen Laufleistungen der Dampflokomotive nahmen mit der Zeit langsam ab. Die größte Laufleistung 1981 waren 5.910 km an 29 Tagen im März.
Die Zeit als Planlok war 1982 wieder vorbei.

22.04.1978 Bw Halbersatdt

Vom 24.04. bis 04.05.1982 leistete die 50 3708 Lokhilfe im Bw Wittenberge. Von Juni bis August 1983 war sie wieder kalt. Ab März 1984 wurde sie wieder im Plandienst gefordert. Zu diesem Zeitpunkt setzte das Bw Halberstadt sieben Lokomotiven in Halberstadt und drei Lokomotiven in Oschersleben ein.

Ab 1985 sollte die 50 3708 oft in Oschersleben zu sehen sein.
Wenn Mangel an Lokomotiven war, sprang sie oft als Aushilfe ein. Im Dezember 1985 wurde sie auch als Heizlok eingesetzt.

24.04.1982 Bw Wittenberge

Der 11.01.1986 war dann ihr letzter Tag im Planeinsatz.

Durch den Ausfall der vorherigen Oscherslebener Heizlok wurde sie zum Heizdienst degradiert.

Dieses Los musste sie bis zum 16 Tage tragen, da am 27.1. die Kesselfrist ablief, die zur Abstellung fürs RAW nach einer Gesamtstrecke von 2.229.257 km zwang.

Da die Kapazitäten zur Aufarbeitung ständig zurückgefahren wurden, war eine Reaktivierung sehr unwahrscheinlich, hatte sie doch erhebliche Schäden, die mindestens eine L6 erfordert hätten. Während sie in Oschersleben "auf den Rand" stand, wurde sie am 01.06.1987 als "MfV-Reserve" eingestuft. Sie rostete jedoch weiter langsam auf der Gunslebener Seite des Bahnhofs dahin und wurde von Souvenirjägern beraubt.

11.01.1986 letzter Tag im Planeinsatz